Das erwartet Sie in Lektion 3

Mit den ersten beiden Lektionen haben Sie einen guten Einblick in das Thema Bildkomposition und nützliche Tipps zur Motivsuche erhalten. Damit Motiv und Komposition auch bestmöglich umgesetzt werden können, fehlt nur noch die richtige Belichtung.

Die Lichtmenge, die auf den Sensor gelangt, bestimmen Sie selbst. Mit wichtigen Parametern, die in dieser Lektion vorgestellt werden. Daneben werden Ihnen die Zusammenhänge anschaulich in Wort und Bild erklärt. Wir werden Sie mit Begriffen wie Blende, Tiefenschärfe und Verschluss vertraut machen, damit Sie am Ende der Lektion wissen, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt. Und natürlich werden Sie anschließend das erworbene Wissen in die Praxis umsetzen können.

Es werde Licht – aber nicht unkontrolliert!

Ausgebildete Fotografen behaupten, dass Fotografieren so einfach ist. Man muss nur die Physik dahinter verstehen. Die Wörter „nur“ und „Physik“ klingen mal wieder richtig abschreckend, aber auch hier werden wir nicht mit physikalischen Gesetzen kommen, sondern Ihnen anschaulich die Zusammenhänge darstellen, damit Sie wissen, wie die Kameratechnik funktioniert. Denn nur wenn Sie dies wissen und verinnerlichen, können Sie später eigenständig und bewusst Belichtungseinstellungen vornehmen.

Die folgende Grafik zeigt schematisch den Weg des Lichtes durch das Objektiv zum Sensor (blau). Dabei passiert das Licht zwei „Kontrollposten“ – die Blende (rot) und den Kameraverschluss (grün).

Die Blende ist ein Ringverschluss, der aus (meist 8) Lamellen besteht und sich oft im hinteren Teil eines Objektivs befindet. Diese Lamellen (siehe Abbildung unten) formen eine runde Öffnung, die sich durch Drehen am Blendenring vergrößert oder verkleinert.

Hinweis: Mittlerweile gibt es Objektive bei denen der Blendenring fehlt und die Einstellung am Kameragehäuse vorgenommen wird, wie beispielsweise bei der G-Serie von Nikon.

Das zweite Hindernis, welches das Licht passieren muss, ist der Kameraverschluss, der in der Grafik als grüner Balken dargestellt ist. Auch dieser Verschluss besteht wie die Blende aus Lamellen und bildet eine Art Vorhang vor dem Sensor. Am Kameragehäuse lässt sich einstellen, wie lange dieser Vorhang vor dem Sensor weggezogen bleibt. Wir reden also hier von den Verschlusszeiten.

Durch diese beiden Parameter, Blende und Verschlusszeit, erhalten wir die Kontrolle über die Belichtung.

Man kann sich leicht merken:

  1. Durch die Blende wird die Lichtmenge bestimmt. Je größer die Blendenöffnung, umso mehr Licht wird durchgelassen. Verkleinern Sie die Blende, fällt entsprechend weniger Licht ein. Das erscheint auch logisch.
  2. Mit der Verschlusszeit wird kontrolliert wie lange das Licht auf den Sensor treffen soll.

Also mit der Blende wird die Lichtmenge bestimmt, welche durch Einstellung der Verschlusszeit eine bestimmte Zeit auf den Sensor trifft. Das war schon das Wichtigste, was Sie versuchen sollten zu verinnerlichen. Natürlich gibt es dazu noch mehr zu sagen, aber dazu später.

Seltsame Zahlenreihen

So kamen mir diese Blendenzahlen vor, bevor ich ihren Sinn begriff. Manchmal geht es nicht ohne Zahlen und sie vereinfachen dem Fotografen auch die Kontrolle, beispielsweise über die Blendenöffnung. Gäbe es diese Zahlen nicht, müsste man wohl ständig das Objektiv abnehmen, um die Blendenöffnung zu kontrollieren. Das stelle ich mir dann doch sehr umständlich vor.

Aus dem Englischen stammt der Begriff f-Stops, denn der Blendenwert oder auch die Blendezahl stehen im direkten Verhältnis zur Objektiv-Brennweite. Diese kleine „f“ steht Brennweite.

Nun sind wir mit einem neuen Begriff konfrontiert, nämlich der Brennweite. Die Brennweite ist in der Regel vorn auf einem Objekt angegeben. Angenommen dort steht 200 mm, dann ist diese Angabe die Brennweite, welche die Entfernung vom Sensor zur Linse angibt, wenn das Objektiv auf Unendlich eingestellt wurde. Bei dieser Angabe wird jedoch nur von einer Festbrennweite ausgegangen, nicht etwa von einem Zoom-Objektiv. Doch an dieser Stelle möchte ich jetzt nicht zu technisch werden, daher bleiben wir bei der Festbrennweite.

Nun haben wir dieses 200 mm Objektiv auf unserer gedachten Kamera und stellen die Blendenöffnung auf 50 mm. Dann werden die 200 durch 50 geteilt, was 4 ergibt. Der errechnete Blendenwert dazu ist f/4.

Versuchen wir noch ein Beispiel. Wir verwenden immer noch unser gedachtes 200 mm Objektiv und stellen die Blendenöffnung auf 6,25 mm. Dann rechnen wir 200 geteilt durch 6,25 (Blendenöffnung – siehe Bild II) was einen Blendenwert von f/32 ergibt. Auf dem obigen Bild erkennen Sie, dass bei 6,25 nur noch wenig Licht einfallen kann, weil die Öffnung recht klein ist.

Deswegen können Sie sich merken: Je größer der Blendenwert, desto weniger Licht wird durchgelassen!

Eine typische Blendenwert-Reihe ist so angeordnet, dass sie sich um das Zweifache nach oben oder unten ändert, wenn die Blende um einen Wert verstellt wird. So eine Blendenwertreihe kann beispielsweise wie folgt aussehen: f/1.4, f/2, f/2.8, f/4, f/5.6, f/8, f/11, f/16, f/22, f/32.

Wenn wir nun die Blende am 200er Objektiv von f/4, also einer Blendenöffnung von 50 mm auf f/5.6 stellen, also einen Wert höher auf 35,7 mm, dann wird nur noch die Hälfte der Lichtmenge durchgelassen. In diesem Fall wird abgeblendet, wenn die Öffnung der Blende verkleinert wird.

Wer bis hierhin gelesen hat, wird sich jetzt wohl überlegen, wieso die Hälfte von 50 plötzlich 37,7 und nicht 25 ist. Irritierend, ich weiß, aber die Lösung wird klar, wenn man sich die Öffnung der Blende einmal anschaut. Der Wert gibt nämlich nicht den Durchmesser der Öffnung an, sondern die Fläche der Öffnung.

Ein Mathematiker würde nun sagen: Die Lichtmenge wird durch den Wert der Fläche der Blendenöffnung berechnet. Hier muss ich aber zugeben, dass mir mehr am Fotografieren gelegen ist, als an Matheaufgaben, deswegen reicht es sich zu merken, dass größere Zahlen weniger Licht bedeuten.

Hinweis zu den Blendenzahlen: Blendenzahlen können an modernen Kameras so eingestellt werden, dass sie zwischen den oben genannten liegen, beispielsweise f/2.8, f/3.5, f/4, f/4.5, F/5 […], f/32. Dadurch ist es möglich, die Einstellung der Lichtmenge nochmals zu verfeinern.

Und nun Vorhang auf!

Wie oben bereits erwähnt, hat der Verschluss die Funktion eines Vorhangs und die Funktion ist kinderleicht zu verstehen. Wenn beispielsweise die Verschlusszeit auf eine Sekunde eingestellt ist, wird sich der Vorhang, bzw. der Verschluss genau für diese Zeit nicht vor dem Sensor befinden. Das Licht kann also genau eine Sekunde auf den Sensor fallen. Andere Einstellungen wie 1/1000 verkürzen diese Zeit entsprechend auf eine Tausendstelsekunde.

Wird nun die Verschlusszeit von ½ Sekunde auf ¼ Sekunde gestellt, halbiert sich automatisch die Belichtungszeit und somit die Lichtmenge. Verstellt man die Verschlusszeit von ½ Sekunde auf 1 Sekunde, verdoppelt sich die Menge. Mehr gibt es zu den Verschlusszeiten nicht zu verstehen.

Zusammenspiel von Blende und Verschlusszeit

Nun haben wir den spannenden Teil der Lektion Belichtung erreicht. Jetzt erfahren Sie den Zusammenhang zwischen Blendenwert und Verschlusszeit.

Stellen Sie sich vor, Sie haben die Blende f/4 und die Verschlusszeit auf 1/500 Sekunden eingestellt und möchten jetzt aber die Blende durch f/5.6 ersetzen. Das heißt, Sie blenden ab und reduzieren damit die Lichtmenge.

Was können Sie jedoch tun, um die Lichtmenge beizubehalten, die auf den Sensor treffen soll? Hilfsmittel sind bei dieser Übung nicht angedacht und auch die äußeren Lichtverhältnisse haben sich nicht verändert. Es geht alleine um die Einstellungen an Ihrer Kamera.

Wir lassen Sie bei dieser Übung nicht im Dunkeln stehen. Die Antwort ist recht einfach. Durch die Änderung des Blendenwerts haben Sie die einfallende Lichtmenge um die Hälfte reduziert. Damit aber nun trotzdem die gleiche Menge Licht einfällt, wie bei unserer Ausgangssituation, verlängern Sie nun die Verschlusszeiten von 1/500 auf 1/250 Sekunde.

Sie ahnen sicherlich, worauf dies hinausläuft. Sie haben die Möglichkeit, mit den Verschlusszeiten die Lichtmenge zu korrigieren, die durch eine andere Blendeneinstellung erreicht wird. Anhand der nachfolgenden Grafik können Sie den Zusammenhang zwischen Blende und Verschlusszeit noch einmal bildlich sehen.

Wo Licht ist, ist auch Schärfe

Die Rede ist von der Tiefenschärfe. Wie Sie soeben erfahren haben, können Sie mit verschiedenen Blenden-Zeit-Kombinationen jeweils die gleiche Menge Licht auf den Sensor einfallen lassen. Nun wäre man geneigt zu sagen, dass viel Licht immer gut ist und man stets mit gut geöffneter Blende wie f/2 oder f/2.8 fotografieren sollte. Zudem sich mit weit geöffneter Blende die Verschlusszeiten verkürzen und somit die Bilder seltener verwackeln. Leider ist es aber nicht so einfach.

Wie zu Anfang schon erwähnt, steckt hinter der Blendenkontrolle mehr als nur die Kontrolle über das Licht. Ein weiterer wichtiger Aspekt wurde bisher noch nicht angesprochen, nämlich die Tiefe der Schärfe.

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Tiefenschärfe? Stellen Sie sich vor, Sie fokussieren mit Ihrem Objektiv ein Gegenstand an und stellen diesen scharf. Dann wird alles was sich auf gleicher Ebene mit dem Objekt befindet scharf. Alles was vor oder hinter dem Objekt liegt, wird zunehmend unschärfer. Der Bereich, wo die Schärfe an Größe und Tiefe optimal ist, wird Tiefenschärfe genannt. Auf der folgenden Abbildung sehen Sie das noch einmal verdeutlicht.

Und hier liegt das Problem. Wenn Sie viel Licht haben wollen und aufblenden, kann dafür die Tiefenschärfe verloren gehen. Für eine optimale Darstellung eines Objekts ist die Tiefenschärfe jedoch sehr wichtig.

Aber wenn man weiß wie, ist auch dieses Kapitel einfach zu erlernen, denn dafür brauchen Sie die Abblendtaste. Diese betätigen Sie und können dann im Sucher Ihr Motiv so sehen, wie es auf dem Sensor gebannt wird. Das Sucherbild wird jedoch dunkler, wenn der Blendenwert über f/11 liegt.

Schärfentiefeserie Buchenblätter

Geringe Schärfentiefe / große Schärfentiefe

Hinweis: Verwenden Sie Blenden f/8 bzw. f/11 wenn Sie eine sehr schnelle Verschlusszeit wünschen und nicht die maximale Tiefenschärfe erreichen wollen. Bei mittleren Blendenwerten erhalten Sie die schärfsten Gesamtfotos, so besagt es die Physik von Objektiven.

Um das zu kompensieren, nutzt man nun einfach längere Verschlusszeiten. Jedoch bekommen wir dann wieder ein neues Problem, denn je länger die Zeiten sind, umso größer ist die Verwackelungsgefahr. Dieses Thema behandeln wir noch in einer anderen Lektion.

Objekte in Bewegung

Bevor sich diese Lektion dem Ende zuneigt, werden wir hier noch auf die Gestaltungsmöglichkeiten eingehen, die einem die Verschlusszeiten bei beweglichen Gegenständen lassen.

Stellen wir uns eine Sportveranstaltung vor und wir sind von Läufern fasziniert. Sie haben sich nun an Blendenwerte und Verschlusszeiten gehalten, die wir Ihnen nahegelegt haben und der Blick auf dem Display zeigt, dass das Foto unscharf ist, bzw. der Läufer unscharf abgebildet wurde. Woran liegt das?

Vermutlich wird die Verschlusszeit nicht kurz genug gewesen sein. Schnelle Läufer haben teilweise eine Geschwindigkeit von 30km/h und das ist sehr schnell. Abhilfe schafft das „Einfrieren“ der Bewegung und das erreicht man nur mit Verschlusszeiten, die kürzer sind als 1/250 Sekunden.

Bewegungsunschärfe kann aber das Gefühl von Geschwindigkeit vermitteln. Es hängt also von Ihrer Kreativität und Intention ab, ob Sie eine scharfe Aufnahme erstellen und damit einen flüchtigen Moment oder die Bewegung durch Unschärfe unterstreichen wollen.

Nun sind Sie dran!

Nach der Theorie die Praxis! Erstellen Sie eigene Bilderserien. Dafür verändern Sie zunächst nur die Blende und halten die Verschlusszeiten konstant. Anschließend fotografieren Sie eine weitere Serie, bei der Sie einen Blendenwert beibehalten und die Zeit bei jedem Foto verändern. Achten Sie bei der Blendenwerteinstellung auf Veränderungen, beispielsweise am Hintergrund.

Anschließend machen Sie drei Fotos, bei denen Sie die Blendeneinstellungen mit entsprechenden Verschlusszeiten kompensieren. Zum Beispiel können Sie ein Foto mit einer Blende von f/2.0 und einer Verschlusszeit von 1/500 Sekunden schießen. Die beiden anderen könnten folgende Kombinationen haben: f/4 mit 1/125 und f/11 mit 1/15 Sekunde.
Wichtig dabei ist, dass Sie Werte verwenden, die weit auseinander liegen, jedoch immer die gleiche Belichtung haben. Wie empfinden Sie die Bildwirkung? Hat sich diese verändert?

Und zu guter Letzt versuchen Sie einmal Bewegung zu fotografieren. Ob Sie dabei mitschwenken oder die Bewegung einfrieren, bleibt ganz Ihrer Kreativität überlassen. Versuchen Sie auch interessante Effekte zu erzeugen, in dem Sie längere Verschlusszeiten verwenden.

Nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren und Üben!

Eine Kurzversion des Fotokurses können Sie hier herunterladen.