Der Bilderrahmen - es gibt ihn mittlerweile in allen möglichen Farben und Formen aus den verschiedensten Materialien. Aber wussten Sie, dass Upcycling bereits im Mittelalter ein Trend war? Wir verraten Ihnen auch, warum der Bilderrahmen früher häufig vergoldet war und welche Rolle er im Zeitalter des Barock spielte. Begleiten Sie uns also auf eine spannende Reise durch die Zeitgeschichte des Bilderrahmens vom frühen Mittelalter bis heute.

Vergoldeter Barock-Bilderrahmen

Die Geburtsstätte des Bilderrahmens

Der Bilderrahmen, wie wir ihn heute kennen, hat seinen Ursprung in der Kirchenkunst. Bereits im frühen 14. Jahrhundert wurden vergoldete Einfassungen als Altarschmuck verwendet. Da der Zweck ja bekanntlich die Mittel heiligt, hatten die angebrachten Bilderrahmen aber weniger eine ästhetische Funktion, sondern dienten der Stabilisierung: Damit das entsprechende Kunstwerk auch atmen konnte, leimte man schmale Bretter als Bilduntergrund aneinander. Ein passender Rahmen aus Holz stabilisierte das Konstrukt und verhinderte zugleich die Verformung des Gemäldes.

Heutzutage gibt es nur noch eine Handvoll versierter Rahmenmacher, die historische Bilderrahmen wie diese restaurieren können:

Wissenswert!
Warum waren vor allem im 14. Jahrhundert die meisten Bilderrahmen bemalt und vergoldet? Diese Frage ist nur allzu berechtigt, aber eigentlich ganz leicht zu beantworten: Die opulenten Verzierungen gehen auf die ursprünglich goldene Grundierung des Bildes zurück. Vor allem bei Kirchengemälden sollte der goldene Glanz das göttliche Paradies symbolisieren. Um eine Einheit mit dem Bild zu gewährleisten, wurde das Gold also auch auf die Rahmung übertragen. Und dieser Trend hat sich bis heute durchgesetzt, denn viele moderne Bilderrahmen bestechen durch eine goldene Optik.

Zuerst war der Rahmen - die Gotik

Die Gotik (12. bis 15. Jahrhundert) gilt als die Epoche der architektonischen Wunderwerke. In dieser Zeit etablierte sich der Bilderrahmen in seiner Funktion als Kirchenschmuck zu einem eigenständigen Kunstwerk. Die schmale Form der gotischen Kirchen sorgte nämlich dafür, dass Gemälde aus Platzgründen nicht mehr, wie bisher, direkt an die Wand gemalt werden konnten. Also musste eine andere Lösung her, um auch weiterhin christliche Themen in den Gotteshäusern entsprechend darstellen zu können.

Bei diesem Bildnis ist der Rahmen nicht mehr wegzudenken: Der gotische Altar in der um 1400 errichteten Marienkirche von Sæby (Dänemark) zeigt vor allem bei der Betrachtung der Seitenflügel, wie historische Rahmen in dieser Zeit eingesetzt wurden:

Ein von @visitsaeby geteilter Beitrag am

Der Bilderrahmen als eigenständiges Kunstwerk

Da man in der Gotik bei der spezifischen Bauweise der Kirchen vor allem auf große, buntverglaste Fenster setzte, wurden die Gestaltungsmöglichkeiten an den Wänden immer geringer. Deshalb ging man vermehrt dazu über, freistehende Altäre zu errichten, um nicht auf die bildhafte Darstellung religiöser Motive verzichten zu müssen. Das Gemälde wurde also einfach kurzerhand in einer entsprechenden Einfassung vor der Wand platziert. Der Rahmen war also weniger als Ergänzung gedacht, sondern Bild und Rahmen verschmolzen in der Gotik zu einer untrennbaren Einheit.

Im gotischen Kirchenbau St. Lorenz in Nürnberg, der zwischen 1250 und 1477 entstanden ist, wird golden umrahmter Altarschmuck präsentiert:

Upcycling: Das Mittelalter als Vorreiter

Schon im Mittelalter war Upcycling ein unangefochtener Trend, so komisch das klingen mag. Denn die ersten Bilderrahmen wurden nicht etwa, wie man meinen möchte, aus speziellen Materialien hergestellt, sondern aus bereits vorhandenem Inventar: aus Schranktüren oder ausgedienten Kirchenstühlen beispielsweise. Wenn Sie sich jetzt fragen, wie das wohl ausgesehen haben mag, können wir Ihnen eines versichern: sehr schick. Denn meist wurden besondere Möbelstücke mit reichen Verzierungen wiederverwendet. Originelle Ausschmückungen waren somit bereits von Anfang an ein besonderes Merkmal des Bilderrahmens.

Wissenswert!
Dass der Rahmen schon gebaut worden war, bevor man überhaupt wusste, welches Bild darin präsentiert werden sollte, war in der Gotik keine Seltenheit. Bevorzugt wurden namhafte Künstler beauftragt, ein Gemälde passend zu einem bestimmten Rahmen anzufertigen. Die Tatsache, dass auf dem Bild stets die Unterschrift beziehungsweise die Initialen des Rahmenmachers zusätzlich zu denen des Malers zu finden waren, beweist den hohen Stellenwert des Bilderrahmens zu dieser Zeit.

Die Rahmenkunst des Barock und Rokoko

Was sich in der Renaissance bereits deutlich abgezeichnet hat, fand im Barock und Rokoko (17. und 18. Jahrhundert) seine Vollendung. Der Bilderrahmen - meist von führenden Künstlern entworfen - zog als dekoratives Element auch in die privaten Haushalte ein und entwickelte sich zum Statussymbol. Vor allem im Zeitalter des Barock erlebte der Bilderrahmen seine gestalterische Blütezeit.

Barocke Bilderrahmen mit stuckartigen Kunstelementen und reicher Ornamentik verleihen jedem Gemälde einen ganz besonderen Charme:


Der bisher streng geometrische Charakter rückte vermehrt in den Hintergrund und schwungvolle, lebendige Formen zeichneten den Barock-Bilderrahmen aus. Wenn auch das hölzerne Grundgerüst mit seiner Funktionalität gleich blieb, entwickelte sich der Bilderrahmen zu einem künstlerischen Objekt mit vielen verschiedenen Farben und Formen.

L’art pour l’art: Dieser Leitgedanke trifft auf den Bilderrahmen im Barock - die Epoche der üppigen Formen - in jedem Fall zu. Die schwungvoll verzierten, holzgeschnitzten Goldrahmen verliehen jedem Gemälde nicht nur einen besonders erhabenen Effekt, sondern standen auch für sich selbst. Das Ergebnis: Ein majestätisch anmutendes Gesamtkunstwerk, das auch in höfischen Galerien Einzug hielt.

Auch in der Peterskirche in Wien sind die prunkvoll gerahmten Wandmalereien und der goldene Altarschmuck Zeitzeugen der barocken Kunstepoche:

Bilderrahmen im 19. und 20. Jahrhundert

Mit der Entdeckung der Fotografie im 19. Jahrhundert kamen vor allem kleinformatige, unauffällige Rahmen in Mode, um den Fokus wieder vermehrt auf das künstlerische Objekt zu lenken. Das bedeutet: Bildstil und Bildmotiv galten als die entscheidenden Kriterien für die Wahl des passenden Rahmens. Damit die Fotos auch langfristig Umwelteinflüssen standhalten konnten, entwickelte man zu dieser Zeit das Passepartout, das vor allem in Kombination mit verglasten Bilderrahmen eingesetzt wurde.

Im 20. Jahrhundert wandelte sich der Bilderrahmen zum industriell gefertigten Massenprodukt, das seitdem als dekoratives Element in keiner Wohnung mehr fehlen darf und dem gestalterisch kaum Grenzen gesetzt sind.

Alter Fotoapparat mit Filmrolle Mit der Revolution der Fotografie im 19. Jahrhundert änderte sich auch der Stil des Bilderrahmens.

Der Bilderrahmen heute: Ein Stilelement

Bilderrahmen gibt es heutzutage nicht nur in den verschiedensten Farben und Formen, sondern auch - je nach Geschmack - aus den unterschiedlichsten Materialien: beispielsweise aus Holz, Aluminium oder Kunststoff. Sie sind das Ergebnis verschiedener Stile und Einflüsse, die sich über die vergangenen Epochen hinweg entwickelt haben. Eines ist jedoch geblieben: Noch heute schützt der Bilderrahmen das Kunstwerk und sorgt für ein optisches Highlight.

Verschiedene Bilderrahmen an der Wand Bilderrahmen gibt es heutzutage in den verschiedensten Farben und Formen.

Der Bilderrahmen ist jedoch inzwischen nicht mehr zwingend an das jeweilige künstlerische Objekt gebunden, sondern hat sich im Laufe der Zeit als eigenständiges dekoratives Element etabliert. Auch Sie haben sicherlich das eine oder andere Foto oder Gemälde gerahmt an der Wand hängen oder an einem besonderen Platz in Ihrem Zuhause stehen, nicht wahr? Heutzutage ist eines jedoch von größter Bedeutung: Der Bilderrahmen muss in jedem Fall zum Einrichtungsstil passen!

Ausgefallene Kombinationen wie diese beweisen, dass nicht immer unbedingt ein Bild gerahmt werden muss:

Ein Beitrag geteilt von Elena (@aljonah) am

Finden Sie den richtigen Bilderrahmen für Ihr Zuhause!

Vor allem der barocke Holzrahmen hat die Zeiten überdauert und ist auch auf seine alten Tage noch eines der gefragtesten Modelle - sozusagen ein zeitloser Klassiker. Dass Bilderrahmen jedoch nicht gleich Bilderrahmen ist, sollten Sie bei der Auswahl stets bedenken. In unseren Magazinartikeln "Bilderrahmen in Szene setzen", "Bilderwand gestalten" und "Wie Sie Kunstwerke und Bilder richtig beleuchten" finden Sie Inspiration zur Gestaltung und Inszenierung von außergewöhnlichen Bilderwänden. In unserem Bilderrahmen Shop führen wir zahlreiche Rahmen in den verschiedensten Farben und Größen oder Sie können sich exklusiv Ihren Bilderrahmen nach Maß anfertigen lassen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Dekorieren!

Bilder: Titelbild: ©iStock.com / ThomasVogel, Bild 2: ©iStock.com / ChamilleWhite, Bild 3: ©iStock.com / sergwsq

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken